Übung am „brennenden“ Elektrofahrzeug
Bereits im Frühjahr hatten die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr einen theoretischen Teil über das Vorgehen bei Bränden von Elektrofahrzeugen absolviert. Nun konnten sie das Gelernte in die Praxis umsetzen. An zwei Übungsabenden war das Ausbilderteam in Oberkochen und brachte ein spezielles Fahrzeug mit, an dem verschiedene Einsatzszenarien geübt werden konnten.
Warum braucht man ein spezielles Übungsfahrzeug?
Übungen mit Elektrofahrzeugen sind nicht einfach durchzuführen. Dennoch sind sie angesichts der steigenden Zulassungszahlen wichtig für die zukünftige Ausbildung. Zum einen gibt es zu wenige Elektrofahrzeuge, zum anderen lassen sich die Abläufe an einem “normalen” Elektrofahrzeug nur schwer üben.
Deshalb brachten die Ausbilder einen speziell umgebauten Skoda Fabia mit, der zwar ein Verbrenner ist, aber zu einem idealen Übungs-Elektrofahrzeug umgebaut wurde. Dazu gehörten unter anderem orangefarbene Kabel, die Hochspannungsleitungen imitieren sollten, ein Cockpit-Display, das den Ladezustand der Batterie anzeigte, und aufgeklebte Fahrzeugbeschriftungen, die von außen auf ein Elektrofahrzeug schließen ließen. Welche besonderen Gimmicks das Fahrzeug noch zu bieten hat, sollte sich allerdings erst bei den praktischen Übungen herausstellen.
Was hat es mit den orangenen Kabeln auf sich?
In jedem Elektrofahrzeug befinden sich genormte organfarbene Hochspannungsleitungen, die den Antriebsstrom führen. Aufgrund der hohen Leistung sind sie für die Feuerwehr gefährlich. So können die Leitungen nach einem Unfall beschädigt werden oder es kann durch unsachgemäßes Schneiden mit hydraulischem Rettungsgerät zu einem Kurzschluss oder Stromschlag kommen. Um diese Gefahren zu minimieren, haben die Hersteller von Elektrofahrzeugen so genannte Trennstellen im Fahrzeug eingebaut. Zieht oder schneidet man an diesen Stellen, werden alle Hochvoltleitungen sofort spannungsfrei geschaltet. Suchen Sie gerne auch mal die mit einem Piktogramm gekennzeichneten Trennstellen an Ihrem Elektrofahrzeug - aber ziehen Sie besser nicht daran.
Welche Szenarien übte die Feuerwehr?
Nach der theoretischen Schulung im Frühjahr ging es nun in die Praxis. Zunächst standen Hinweise zum sicheren Arbeiten an Elektrofahrzeugen auf dem Programm: Am besten Elektrohandschuhe tragen und offene Teile mit isolierenden Planen abdecken. Ein Elektromotor macht im Stand keine Geräusche, hat aber ein hohes Drehmoment und kann daher blitzschnell anspringen und Einsatzkräfte verletzen. Es folgten verschiedene alltägliche Szenarien, die von den Ausbildern detailliert vorbereitet wurden.
Gefährliche Überhitzung der Batterie
Im Mittelpunkt der Übung stand die Simulation eines Brandes, der durch eine überhitzte Batterie ausgelöst wurde. Lithium-Ionen-Batterien, wie sie in Elektrofahrrädern eingesetzt werden, gelten als besonders schwierig zu löschen. Wird eine solche Batterie beschädigt oder überhitzt, kann es zu einem sogenannten „thermal runaway“ kommen. In diesem Fall setzt die Batterie ihre gespeicherte Energie explosionsartig frei, was zu einer starken Rauchentwicklung und extrem hohen Temperaturen führt. In der Übung wurde dies durch Nebelmaschinen simuliert, die die schnelle Rauchentwicklung realitätsnah nachbildeten.
Brand an der Ladesäule: Eine besondere Herausforderung
Ein weiteres Übungsszenario war der Brand eines Elektrofahrrads während des Ladevorgangs an einer Ladesäule. Hier steht die Feuerwehr vor der Herausforderung, dass der Ladevorgang nicht einfach unterbrochen werden kann. Eine große Strommenge fließt weiterhin durch die Leitungen, was die Situation für die Einsatzkräfte zusätzlich gefährlich macht. Der erste Schritt bestand daher darin, die Stromzufuhr zur Ladesäule zu unterbrechen, was in der Realität oft nur durch Abschalten des Stromkreises oder den Einsatz von Spezialtechnik möglich ist.
Dramatische Szenarien mit eingeklemmten Personen
Um die Übung noch realistischer zu gestalten, wurden auch eingeklemmte Personen in die Szenarien aufgenommen. Diese sollten die Dramatik der Situation erhöhen und die Rettungskräfte weiter fordern. Zusätzlich erschwerten in Panik geratene Außenstehende den Zugang zum Brandort und damit die Arbeit der Feuerwehr.
Kontinuierliche Temperaturüberwachung mittels Wärmebildkamera
Ein wichtiges Hilfsmittel bei dieser Übung war die kontinuierliche Überwachung der Batterietemperatur mittels Wärmebildkamera. Sie half den Feuerwehrleuten, einen Temperaturanstieg in der Batterie frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. So konnte die Gefahr einer erneuten Entzündung rechtzeitig gebannt werden.