Jugendfeuerwehr 24 Stunden „im Einsatz“
Vielleicht haben Sie sich am vergangenen Samstag gewundert: Feuerwehrautos stehen in Oberkochen, das Blaulicht blinkt – aber drumherum sind nur Jugendliche und Kinder? Dann haben Sie unsere Jugendfeuerwehr beim Berufsfeuerwehrtag gesehen. An diesem Tag verbringen die Jugendfeuerwehrmitglieder 24 Stunden auf der Wache, haben „echte“ Einsätze und erleben den Feuerwehralltag hautnah.
Start in den Tag: Samstag um 8 Uhr morgens ging es los. Vermutlich würden viele der Jugendfeuerwehrmitglieder zu der Zeit noch im Bett liegen. Doch heute warteten auf die 14 Jugendlichen 24 spannende Stunden voller Einsätze, Übungen und Spaß. Wie bei einer echten Berufsfeuerwehr begann der Tag mit der Einteilung auf Fahrzeuge und Trupps – fachkundig durchgeführt von Betreuer Kai P. - einem echten Berufsfeuerwehrmann. Danach bereiteten die Jugendlichen ihre Uniformen vor, um im Einsatzfall schnell startklar zu sein.
Der erste Alarm: Kaum war alles bereit, ertönte es auch schon: „Einsatz für die Berufsfeuerwehr Oberkochen – ausgelöste Brandmeldeanlage, Altenpflegeheim Jenaer Straße.“ Schnell waren die Jugendlichen in den Fahrzeugen und auf dem Weg. Vor Ort mussten die beiden Angriffstrupps den ausgelösten Rauchmelder finden und die Umgebung kontrollieren: Kein Feuer! Zurück auf der Wache wartete das wohlverdiente Frühstück – mit Wecken, Aufschnitt und einem 3-Kilo-Eimer Nutella.
Übungen und dann doch ein Einsatz: Nach dem Frühstück stand die erste Übung an: Auf dem Bauhof wurde der klassische Löschangriff sowie der Umgang mit Hebekissen trainiert. Kurz darauf folgte der nächste Alarm – ein brennender Mülleimer an der Kolpinghütte. Diesen löschten die Jugendlichen souverän und routiniert. Nach dem Mittagessen war Freizeit geplant. Doch ein Tag bei einer Berufsfeuerwehr ist nicht planbar und somit schallte es um 15:30 Uhr wieder aus dem Lautsprecher. Auslaufender Diesel aus einem LKW. Der Diesel, natürlich nur Wasser, wurde durch eine Besatzung des Gerätewagen Transport aufgenommen.
Großeinsatz am Nachmittag: Am späten Nachmittag bereiteten einige Betreuer heimlich den größten Einsatz des Tages vor. In der Mühlstraße wurden zwei unbewohnte Gebäude mit Disconebel verraucht und zwei Puppen als Verletzte versteckt. Als der Gong ertönte, ging alles blitzschnell: Uniformen an, Fahrzeuge besetzt – und schon auf dem Weg. Vor Ort staunten die Jugendlichen nicht schlecht, als tatsächlich Rauch aus den Häusern drang. Sofort wurde eine Wasserversorgung aufgebaut, Schläuche verlegt und der Angriffstrupp ins Gebäude geschickt. „In dem Gebäude war es so verraucht, ich konnte nur am Boden entlangkriechen – wie bei einem echten Feuer“, berichtet Louis L. (15) nach dem Einsatz. Unter der Aufsicht der Betreuer, die als Gruppenführer und Einsatzleiter fungierten, wurde das Szenario erfolgreich bewältigt.
Abends Personensuche statt Filmabend: Nach dem Abendessen sollte eigentlich ein Filmabend stattfinden – doch fertig wurde der Film nicht. Gegen 20 Uhr ertönte erneut der Alarmgong: Personensuche auf der Heide. Ausgerüstet mit Taschenlampen, suchten die Jugendlichen in kleinen Gruppen, jeweils begleitet von einem Betreuer, nach zwei „vermissten Wanderern“. Nach rund 30 Minuten wurde die erste Puppe gefunden, kurz darauf auch die zweite. Unterstützt wurde die Aktion von der Drohnengruppe, die das Gebiet aus der Luft absuchte. Erschöpft, aber stolz, kehrten alle zur Wache zurück. Nach dem dringend nötigen Schuheputzen ging es ins Bett – allerdings nicht für die ganze Nacht.
Nächtlicher Brandeinsatz: Gegen 0:15 Uhr ertönte erneut der Alarm: Brand im städtischen Bauhof! Schon auf der Anfahrt war Feuerschein zu sehen. Natürlich handelte es sich um ein vorbereitetes Szenario, aber mit echtem Feuer. Etwas langsamer, der Müdigkeit geschuldet, rollten die Jugendlichen die Schläuche aus, suchten Hydranten und löschten das „Feuer“ erfolgreich. „Zum Glück konnten wir viel Abstand halten, denn es war sehr heiß. Ich kann mir vorstellen, wie anstrengend das für die erwachsenen Feuerwehrleute in einem brennenden Haus sein muss“, sagte Leonard H. (13) nach dem Einsatz. Nachdem der Einsatzleiter „Feuer schwarz – zum Abmarsch fertig!“ meldete, wurden alle Gerätschaften geputzt und wieder aufgeräumt. Denn eines gilt auch beim Berufsfeuerwehrtag: Die Einsatzbereitschaft der aktiven Feuerwehr muss jederzeit gewährleistet sein.
Ende eines intensiven Tages: In der Nacht standen die Fahrzeuge wieder sauber und einsatzbereit in der Wache. Den Rest der Nacht durften die Jugendlichen bis 8 Uhr durchschlafen denn ein Einsatz wartete nicht mehr auf sie. Nach einem gemeinsamen Frühstück am Sonntagmorgen wurde noch aufgeräumt, bevor es für die Jugendlichen nach Hause ging – und dort vermutlich direkt ins Bett.
Jugendwart Niklas Kuban zog am Ende ein zufriedenes Fazit: „Für uns Betreuer war es mindestens genauso anstrengend, wie für die Jugendlichen selbst. Wir finden es jedoch wichtig, solche Berufsfeuerwehrtage jährlich durchzuführen, um die Motivation der Jugendlichen hoch zu halten. Auch in meiner Zeit in der Jugendfeuerwehr war das immer das Highlight des Jahres. So haben wir die Möglichkeit, den Jugendlichen etwas zu bieten, das wir in den üblichen 1,5-stündigen Übungen donnerstags nicht machen können“.
