Schnelle Rettung unter diesen Nummern
Berlin/Winnenden. Seit 50 Jahren gibt es die 110 und 112. Zuvor musste man oft stundenlang auf Hilfe warten. Seit 50 Jahren gibt es für Hilfesuchende in ganz Deutschland drei Ziffern, um am Telefon die Feuerwehr, einen Krankenwagen oder die Polizei zu rufen: 110 und 112. Am 20. September 1973 beschließen die westdeutschen Regierungschefs von Bund und Ländern, die Notfallnummern flächendeckend einzuführen.
Eine zentrale und gebührenfreie Notrufnummer ist seinerzeit keine Selbstverständlichkeit: Anfang der 1970er Jahre ist die Polizei nur in rund 1000 von 3785 Fernsprechortsnetzen unter der 110 zu erreichen. Das geht aus einem Bericht der Bundesregierung wenige Monate vor Einführung der Rufnummern hervor. Ansonsten müssen Betroffene im Notfall erst einmal den richtigen Kontakt suchen, etwa im Telefonbuch.
Dreistellige Nummern sind damals aus technischen Gründen die kürzesten, die bundeseinheitlich zur Verfügung stehen. Außerdem hat die 110 den Vorteil, dass sie sich an den damals verbreiteten Telefonen auch im Dunkeln leicht wählen lässt: Die Ziffern 1 und 0 befinden sich auf der Wählscheibe an den jeweiligen Enden der Skala. Grundsätzlich existiert die 110 für die Polizei schon seit 1948, wie die Bundesnetzagentur angibt. Als die 110 für Polizei und 112 für Feuerwehr ausgewählt werden, wird demnach die Ziffernfolge 111 außen vor gelassen, um offenbar technische Probleme zu vermeiden.
In der DDR ist ab etwa Mitte der 1970er Jahre neben der 110 und 112 über die 115 der zentral gesteuerte Rettungsdienst zu erreichen. Nach der Wende wird diese sogenannte Schnelle Medizinische Hilfe aufgelöst. Heute können Bürger und Bürgerinnen unter der 115 Fragen zu Behördenanliegen loswerden.
Bis in West-Deutschland die 110 und 112 nach dem Beschluss von 1973 tatsächlich überall verfügbar sind, dauert es noch einige Jahre. Nach Angaben der Björn Steiger Stiftung, die sich maßgeblich für die einheitlichen Notrufnummern einsetzte, wird das letzte Ortsnetz Ende 1979 damit ausgestattet.
Ute und Siegfried Steiger gründeten die Organisation mit Sitz in Winnenden 1969, nachdem ihr achtjähriger Sohn Björn wegen eines Verkehrsunfalls ums Leben gekommen war. Der Krankenwagen kam erst nach einer Stunde, das Kind starb auf dem Weg in die Klinik an einem Schock. Weil das Elternpaar danach feststellte, dass stundenlanges Warten auf Hilfe die Regel war, starteten sie ihr Engagement für eine bessere Notfallhilfe in Deutschland und forderten bei Politikern die bundesweiten Notrufnummern.
Mittlerweile gehen rund 41 000 Anrufe an einem durchschnittlichen Werktag bei Notrufzentralen in Deutschland ein, zeigen Ergebnisse eines Forschungsprojekts der Bundesanstalt für Straßenwesen für die Jahre 2016 und 2017. Am Wochenende seien es etwa 10 000 Anrufe weniger. Demnach stuft das Leitstellenpersonal 52,5 Prozent des Einsatzaufkommens als Notfälle ein, der Rest entfällt in die Kategorie Krankentransport.
Quelle: Schwäbische Post vom 20.09.2023