Drohnenstaffel ist aktiv
Vielleicht haben Sie es vor einigen Wochen im Amtsblatt gelesen. Die Feuerwehr Oberkochen hat eine Drohne angeschafft, um Einsätze effizienter abzuarbeiten. Außerdem unterstützt sie damit Landwirte bei der Suche nach Rehkitzen. Doch die Einsatzmöglichkeiten der Drohne gehen weit darüber hinaus.
Wozu kann eine Drohne bei der Feuerwehr eingesetzt werden?
Drohnen sind heute mehr als nur ein Spielzeug. Dank großer technischer Innovationen und Verbesserungen in der Kameratechnologie haben sie sich zu einem wichtigen Werkzeug in verschiedenen Bereichen entwickelt, darunter auch bei Rettungs- und Sicherheitsdiensten. Während die Polizei damit Einsatzstellen überwacht, wirft die DLRG damit Rettungsringe über einem See ab, um Ertrinkende zu retten. Auch bei der Feuerwehr sind die Einsatzmöglichkeiten vielfältig. Dank eingebauter Wärmebildkameras und Entfernungsmesser wird die Suche nach vermissten Personen vereinfacht. Bisher musste bei der Personensuche viel Personal vor Ort sein, um große Flächen abzusuchen. Mit der Drohne kann ein großes Gebiet überflogen werden und durch die Wärmebildsensoren können Personen leichter erkannt werden. Bei Großschadenslagen kann sich ein Einsatzleiter live einen Überblick über die gesamte Einsatzstelle verschaffen. Bei Waldbränden kann die Ausbreitung live beobachtet werden und so mögliche Gefahren für die Einsatzkräfte frühzeitig erkannt werden. Dafür werden sonst Polizeihubschrauber eingesetzt. Die Drohne kann heute wesentlich schneller, vielseitiger und kostengünstiger eingesetzt werden. Aber auch bei kleineren Einsatzlagen kann die Drohne hilfreich sein. Mit dem Scheinwerfer kann beispielsweise eine Einsatzstelle im Wald einfach ausgeleuchtet werden. Auch die Evakuierung und viele weitere Szenarien können mit dem Lautsprecher unterstützt werden.
In Kürze wird die Drohneneinheit als Einsatzmittel auch in den Ostalbkreis integriert. Somit können auch andere Feuerwehren bei ihren Einsätzen auf die Expertise der Kameraden aus Oberkochen zurückgreifen.
„Bereits vor fünf Jahren habe ich auf die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Drohne hingewiesen. Ich freue mich, dass wir diese moderne Technik nun einsetzen können, um den gestiegenen Einsatzanforderungen gerecht zu werden.” - Frank Ebbers
Welche Drohne hat die Feuerwehr Oberkochen angeschafft?
Im Vorfeld informierten sich die Mitglieder ausgiebig über verschiedene Drohnenmodelle und Einsatzszenarien. Youtube-Videos waren dabei eine gute Quelle, um die Drohne im Einsatz zu sehen. Da viele Feuerwehren bereits Drohnen einsetzen, war es relativ einfach, Informationen und Erfahrungsberichte zu erhalten. Tatsächlich gibt es derzeit nur drei verschiedene Modelle, die häufig von Feuerwehren eingesetzt werden. Darunter sind zwei Modelle des Anbieters DJI und eines von Autel Robotics. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass für Oberkochen nur das Modell DJI Matrice 30T in Frage kommt. Sowohl von der Funktionalität als auch vom Preis her.
Zum Vergleich: Oft wird auch das Modell DJI Matrice 300 RTK eingesetzt. Dieses Modell bietet zwar ein Maximum an Flexibilität, da viel Zubehör angebracht werden kann. Allerdings ist es sehr groß, am Einsatzort müssen erst die Füße montiert werden und ein zusätzlicher Führerschein müsste gemacht werden, da das Modell über vier Kilogramm wiegt. All das sprach gegen dieses Modell und man hat mit der „kleinen Version” eine gute Wahl getroffen. „Die Beschaffung über die Stadt Oberkochen ging sehr schnell” freut sich Feuerwehrkommandant Bernd Betzler.
Was kann die Drohne?
Wir wollen Sie hier nicht mit technischen Daten langweilen. Einige sollen aber doch erwähnt werden, um die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der Drohne aufzuzeigen. Die knapp vier Kilogramm schwere Drohne ist mit einem Kameramodul ausgestattet. Es besteht aus einem Weitwinkelobjektiv, einem Zoomobjektiv und einer Wärmebildkamera. Außerdem ist ein Laserentfernungsmesser eingebaut. Die Drohne kann im Normalfall bis zu 120 Meter hoch fliegen, auf Anforderung aber auch bis zu 1,5 Kilometer. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 82 km/h. Je nach Wetter und Flugmanöver kann die Drohne bis zu 35 Minuten in der Luft bleiben. Witterungseinflüsse sind für die Drohne kein Problem, da sie absolut staub- und wasserdicht ist. Sie ist mit einer Reihe von Sensoren ausgestattet, die die Drohne auch bei starkem Gegenwind sicher in der Luft halten, Objekte erkennen und umfliegen kann. Außerdem kann sie ein Identifizierungssignal aussenden, um von anderen Flugteilnehmern erkannt zu werden. Die Drohne kann mit einem Lautsprecher- und Lichtmodul ausgestattet werden, das zur Evakuierung und Personensuche eingesetzt wird.
„Die Drohne kann zwar sehr gute Bilder liefern, aber letztlich müssen die Piloten und Beobachter in der Lage sein, die Wärmesignaturen zu erkennen und zu interpretieren. Aus 80 Metern Höhe ist das nicht einfach.” - Frank Ebbers
Wie sieht das Team aus und welche Anforderungen werden an die Drohnenpiloten gestellt?
Zurzeit sind sechs Mitglieder der Feuerwehr in der Drohnenstaffel: Frank Ebbers, Jannik Keydell, Fabian Leopold, Markus Leopold, Andreas Pfeiffer und Frank Zitzer. Alle haben den Drohnenführerschein beim Luftfahrtbundesamt erfolgreich absolviert und eine Einweisung in die Drohne durch den Anbieter erhalten. Allein der Blick auf die Fernsteuerung macht deutlich, wie wichtig diese Einweisung ist. In den Schulungen wurden nicht nur die technischen Details erklärt, sondern auch Grundsätzliches zum Flugverhalten, zur Wetterbeobachtung und zu den rechtlichen Bestimmungen.
Wer und wo darf die Drohne fliegen?
Nur ausgebildete Mitglieder dürfen die Drohne fliegen. Außerdem müssen immer ein Pilot und ein Luftbeobachter dabei sein. Es darf bei jedem Wetter und auch nachts geflogen werden. Allerdings muss immer Sichtkontakt zur Drohne bestehen. Da die Drohne von einer Behörde eingesetzt wird, sind auch Flüge über bewohntem Gebiet, Autobahnen, Industrieanlagen und z.B. auch Polizeistationen zu Einsatz- und Übungszwecken erlaubt. Privatpersonen dürfen dies nicht. Die Drohne ist über die Kommune haftpflichtversichert. Jeder Flug muss zudem im Flugbuch mit Ort, Datum und Pilot dokumentiert werden.
Wofür hat die Feuerwehr Oberkochen die Drohne bisher eingesetzt?
Die letzten Wochen waren geprägt von Übungsflügen. So wurden Starts und Landungen im Langert, auf dem Volkmarsberg und im Hof der Feuerwache durchgeführt. Außerdem wurde das schlechte Wetter Anfang Mai genutzt, um eine Personensuche bei Regen und Nebel auf dem Volkmarsberg zu üben. Dabei zeigte sich, dass die Wärmebildkamera bei Nebel schnell an ihre Grenzen stößt und Flüge in über 80 Meter Höhe kaum erkennbare Bilder liefern.
„Wie bei jedem neuen Feuerwehrgerät müssen die Kameraden vorab viel üben. Deshalb sind viele Flugstunden, Starts und Landungen, sowie Beobachtungen des Kamerabildes wichtig.” - Andreas Pfeiffer
Auch der diesjährige Berufsfeuerwehrtag der Jugendfeuerwehren stand ganz im Zeichen der Drohnenstaffel, die bei der Personensuche und Dokumentation unterstützte. Kürzlich stand auch der erste „Einsatz” auf dem Programm. Morgens um 6 Uhr mussten mehrere Wiesenstücke nach Rehkitzen und anderen Tieren abgesucht werden, bevor am Vormittag die Mähmaschine anrückte. Gestartet wurde am „Langes Teich”. Nach etwa einer Stunde wurde die Suche im Bereich der Kleintierzuchtanlage fortgesetzt. Die Suche wurde hauptsächlich mit der Wärmebildkamera durchgeführt. Sobald sich hier eine Signatur zeigte, wurde auf die Zoomkamera umgeschaltet, um Details zu erkennen. Insgesamt konnten in den Morgenstunden ein Fuchs und ein Reh gesichtet werden. Beide hielten sich im Waldgebiet auf, so dass es nicht notwendig war, diese Tiere von den Wiesenflächen zu entfernen.
Hinweis an die Bevölkerung:
Wir bitten um Verständnis, dass wir mit der Drohne auch Übungsflüge über bewohntem Gebiet durchführen. Im Einsatzfall müssen wir Starts, Landungen und Flüge auch in engen Straßen beherrschen. Es kann also sein, dass wir auch über Ihr Haus fliegen. Wir versuchen immer sehr hoch zu fliegen, um Sie nicht zu stören. Leider lässt es sich nicht immer vermeiden, dass wir auch tiefer fliegen. Wir möchten noch einmal darauf hinweisen, dass wir uns immer an die gesetzlichen Vorschriften halten.