Feuerwehr Oberkochen International: In Singapur

10.000 km von Deutschland entfernt, zwischen Malaysia und Indonesien, liegt der kleine Stadtstaat Singapur. Hier hat es mich, Frank Ebbers, im Rahmen eines sechsmonatigen Praktikums bei einem großen deutschen Unternehmen verschlagen. Und – natürlich – wollte ich als freiwilliger Feuerwehrmann auch erleben, was Feuerwehrdienst in einem Land bedeutet, in dem die durchschnittliche Jahrestemperatur bei 31 Grad Celsius liegt.

Die Feuerwehr ist Teil der “Singapore Civil Defence Force” und sehr hierarchisch und militärisch aufgebaut. Insgesamt gibt es 15 Feuerwachen, in denen hauptsächlich festangestellte “firefighters” arbeiten; unterstützt durch Zivildienstleistende und Freiwillige. Auch der Rettungsdienst wird von diesen übernommen. Jeder Feuerwehrmann ist für seine Schicht (“Rota”) 24 Stunden auf Bereitschaft in der Wache. Eine Alarmierung über Funkmeldeempfänger, wie sie in Oberkochen passiert, gibt es nicht.

Grundlegend ist das Feuerwehrwesen stark von verschiedenen Kulturen geprägt. Die Einsatzsprache ist eine Mischung aus Englisch und Malaiisch. Das war für mich gewöhnungsbedürftig. Die Feuerwehrleute selbst sagen, dass sie das Beste der Techniken aus Hong Kong, USA und auch Deutschland gewählt haben. So abwegig ist das nicht, denn bei meinen beiden Besuchen habe ich viele Techniken und Taktiken wiedererkannt.

Platt ausgedrückt könnte man sagen, dass hier auch nur “mit Wasser gelöscht wird”, aber es ist viel mehr. Die Einsatzfahrzeuge unterscheiden sich ziemlich von deutschen Löschfahrzeugen. Allem voran sind diese kleiner, damit sie auch in Wohnkomplexe einfahren können und damit die (statistisch gesehen) kleinen Asiaten alle Geräte im Fahrzeug gut erreichen können. Dies bedeutet aber auch, dass wesentlich weniger Material im Fahrzeug ist und in Oberkochen so nicht umsetzbar wäre.
Es gibt auch viele Fahrzeuge, die wir in Deutschland nicht kennen, zum Beispiel den “Red Rhino”, ein sehr wendiges und leichtes Fahrzeug, das nahe an die Einsatzstelle heran kommt.
Mein persönliches Highlight ist die “Combined Platform Ladder (CPL)”: eine moderne Teleskop-Hebebühne mit einem großen Korb, sodass viele Menschen gleichzeitig aus einer Höhe von bis zu 53 m gerettet werden können.

Schockierend war für mich jedoch die Tatsache, dass kein Rettungsfahrzeug in Singapur Sonderrechte besitzt und die Autofahrer grundsätzlich sehr rücksichtslos sind. Das heißt, Feuerwehrfahrzeuge dürfen nicht schneller fahren oder vorsichtig rote Ampeln überqueren. Es kann also auch passieren, dass die Feuerwehr im Stau steht. Unvorstellbar in Deutschland! Dennoch gibt es auch hier Hilfsfristen von 15 min. Um dem Stau zu entgehen und zumindest schnelle Erste Hilfe leisten zu können, gibt es eine Motorradflotte, ausgerüstet mit dem Nötigsten.

Ich hatte die Chance, einen Samstag bei einem praktischen Training dabei zu sein. Nach einer Führung durch die Feuerwache und Vorstellung der Fahrzeuge stand für mich ein Kleiderwechsel auf dem Plan. Raus aus der bequemen kurzen Hose und dem T-Shirt - das man bei dem Wetter gerne trägt - und rein in die dicke Feuerwehruniform. Da die Uniform vergleichbar mit meiner in Oberkochen ist, war relativ schnell klar, dass die Temperatur eine wirkliche Herausforderung werden wird.
Als erste Aufgabe stand für mich das Leiterstellen auf dem Programm. Ein leichtes Spiel, da das kaum anders ist, als in Deutschland. Gefolgt vom Aufbau eines einfachen Löschangriffs mit drei Schläuchen. Auch dies war kein Problem.
Dann wurde es jedoch ungewohnt. Beim Leitersteigen legt man sich in Singapur den leeren Schlauch über beide Schultern und um den Hals. Ein sehr gefährliches Unterfangen, wenn jemand aus Versehen das Wasser aufdreht. Auch das Löschen von der Leiter aus ist in Deutschland verboten, da man sich nur mit seinen Füßen an die Leiter klammert und beide Hände am Strahlrohr sind.
An meine Leistungsgrenze hat mich jedoch der Leistung-Parcours gebracht, den die Feuerwehrleute jeden Morgen absolvieren. Beginnend mit dem Wuchten eines schweren Traktorreifens, gefolgt von Gewichtziehen und endend bei dem Schleppen der 90 kg-Puppe “Big John”.

Dennoch hat alles Spaß gemacht und ich halte es für eine wichtige Erfahrung, auch mal über den eigenen Tellerrand von Deutschland hinauszuschauen. Es ist sehr beeindruckend, wie Feuerwehrmänner von Singapur bei diesen Temperaturen jeden Einsatz meistern.
Leider geht mein Praktikum bald zu Ende, die Erinnerungen bleiben jedoch!

Bericht in Bürger und Gemeinde