Die Digitalisierung hält Einzug bei Alarmierungen der Feuerwehr Oberkochen
Seit dem 1. Januar 2021 wird die Feuerwehr Oberkochen digital alarmiert. Doch was heißt das? Als die ersten Feuerwehren gegründet wurden, erfolgte die "Alarmierung" der Kameraden durch den Nachtwächter, Kirchenglocken, eine manuelle Alarmierungskette oder später dann über Sirenen. Seit vielen Jahrzehnten existiert die sogenannte "stille Alarmierung". Hierfür trägt jedes aktive Feuerwehrmitglied einen Funkmeldeempfänger mit sich. Diese Geräte haben in etwa die Größe eines alten Klapp-Handys. Bei einer Alarmierung ertönt ein Alarmierungston, gefolgt von einer Durchsage der Leitstelle mit ersten Informationen. Seit dem 1. Januar 2021 wird nun digital alarmiert.
Äußerlich erkennt man die digitale Technik, natürlich abhängig vom Modell des Funkmeldeempfängers, zunächst einmal nicht, innerlich ist die Technik jedoch eine andere. Die entscheidenden Unterschiede liegen bei der Übertragungsweise der Signale. Früher wurde die Alarmierung auf demselben Funkkanal, wie der Einsatzfunk übermittelt (der so genannte 4 Meter Wellenlängenbereich, im Bereich des UWK-Funks). Dies war jedoch mit vielen Nachteilen behaftet. Da die Kommunikation zwischen Leitstelle, Feuerwehrhäusern und Fahrzeugen ebenfalls auf diesem Funkkanal erfolgte, kam es oft zu Überlastungen, insbesondere bei Großschadenslagen wie beispielsweise Unwettern. Zudem konnte dieser Funkkanal relativ leicht abgehört werden, übermittelte Nachrichten enthielten jedoch oft Informationen, die eben nicht für jeden bestimmt waren.
Nun erfolgt die Alarmierung in einem neu-aufgebauten Funknetz im 2-Meter Wellenlängenbereich und entlastet somit den klassischen Feuerwehr-Funk. Die dort übertragenen Signale sind digital und können schneller übertragen werden als mit der alten Technik. Eine Alarmierung ist mit einer SMS vergleichbar. Die Nachricht enthält das Einsatzstichwort (z. B. Brand oder technische Hilfe in verschiedenen Alarmstufen), den Einsatzort und ggfs. weitere wichtige Informationen für die Einsatzkräfte. Dafür fällt jedoch die Sprachdurchsage der Leitstelle weg, was den Leitstellendisponenten und den bisher genutzten Funkkanal entlastet. Ein weiterer Vorteil ist, dass die digitale Alarmierung verschlüsselt erfolgt, sodass ein „Mithören“ wie früher unmöglich ist. Durch die Nutzung eines anderen Frequenzbandes für die Funkübertragung ist die Erreichbarkeit der Funkmeldeempfänger auch in Gebäuden gegenüber der alten Technik noch besser und sicherer. Gerade im „Grenzgebiet“ zwischen dem Ostalbkreis und dem Nachbarkreis Heidenheim konnte es vorkommen, dass Kameraden, welche sich bspw. in Königsbronn aufgehalten haben, den Alarm nicht empfangen konnten. Auch dies gehört nun der Vergangenheit an. Durch die Zusammenlegung der Leitstellen für den Ostalbkreis und den Kreis Heidenheim erfolgt nun auch die Alarmierung auf dem gleichen Funkkanal.
Mit der digitalen Technik können Einsatzkräfte über programmierte Gruppen noch gezielter zu verschiedenen Einsatzlagen hinzu alarmiert werden. In Oberkochen bestehen diese beispielsweise aus Einsatzkräften für Kleineinsätze wie Türöffnungen, Ölspuren oder Kleinbrände und dem Gesamtalarm bei Wohnungsbränden oder Verkehrsunfällen.
„Die sichere Alarmierung aller erforderlichen Kräfte ist der erste Schlüssel zum Einsatzerfolg. Das erreichen wir jetzt noch effektiver durch eine bessere Netzabdeckung und nagelneue Meldeempfänger. Den Einsatzkräften stehen alle einsatzrelevanten Informationen vom ersten Augenblick der Alarmierung an zur Verfügung.“
Andreas Pfeiffer, Funkwart der Feuerwehr Oberkochen
Corona-bedingt ist die Mannschaft grundsätzlich in zwei verschiedene Gruppen aufgeteilt. Die Alarmierung der Einsatzgruppen erfolgt bei Kleineinsätzen abwechselnd. Bei größeren Schadenslagen werden beide Gruppen zeitgleich alarmiert, um die volle Mannschaftsstärke schnellstmöglich am Einsatzort zu haben. Zusätzlich nutzt die Feuerwehr Oberkochen noch ein Alarmierungs- und Verfügbarkeitssystem mit Smartphone App namens DIVERA 24/7. Mit diesem werden Alarme auf die Smartphones der Einsatzkräfte übertragen und der/die Feuerwehrangehörige kann rückmelden, ob und wie schnell er oder sie zum Einsatz kommen kann.
Viele Landkreise und auch einige Feuerwehren im Ostalbkreis sowie auch der Rettungsdienst im Ostalbkreis nutzen die digitale Alarmierung bereits seit vielen Monaten. Durch eine ausgedehnte Testphase im Vorfeld konnten „Kinderkrankheiten“ beseitigt werden und Funklöcher gestopft werden. Eine sichere Alarmierung der Feuerwehr Oberkochen ist somit auch mit der digitalen Technik gewährleistet.