300 °C über den Köpfen – Drei Mitglieder der Feuerwehr Oberkochen im Brandübungscontainer

In Brandübungscontainern können Feuerwehrmänner und -frauen das Verhalten des Feuers in Innenräumen studieren und sich an die hohen Temperaturen gewöhnen. Diesen wichtigen Ausbildungsteil absolvierten vergangenen Dienstag drei Mitglieder der Feuerwehr Oberkochen zusammen mit der Werkfeuerwehr Carl Zeiss.

 

Während der Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger muss jeder Teilnehmer mindestens einmal zur „Wärmegewöhnung“ in einen sogenannten Brandübungscontainer. Dabei handelt es sich zumeist um Schiffscontainer, die entsprechend umgebaut wurden. In dieser Wärmegewöhnung sitzen die Teilnehmer im Container, während in der vorderen Brennkammer Holz verbrannt wird. Im Laufe der Zeit steigt die Temperatur und die Rauchschichten an der Decke werden größer, bis es komplett dunkel ist und eine Orientierung kaum mehr möglich ist. Genau solch eine Situation kann man jedoch bei jedem Zimmerbrand erwarten. Somit ist es wichtig, diese Situation vorab in Trainingsumgebungen zu erleben. Was jedoch oft nicht möglich ist, ist das Üben bzw. Erlernen des praktischen Vorgehens zur Personensuche und Brandbekämpfung zu üben. Um dies zu ermöglichen, besuchten Mitglieder der Feuerwehr Oberkochen in den vorherigen Jahren öfters die Anlagen des International Fire & Rescue Training - I.F.R.T. bei Tauberbischofsheim. Dort sind mehrere Schiffscontainer zu einer Anlage verbundene und wie eine Wohnung eingerichtet. Auch lassen sich dort Brandphänomene - wie der gefürchtete Backdraft (Rauchgasexplosion) - erleben. Dieses Jahr kamen Brandübungscontainer eines anderen Anbieters direkt nach Oberkochen zur Werkfeuerwehr Carl Zeiss.

Nach einer virtuellen Einweisung ein paar Tage zuvor, ging es am 18. Mai für Frank Ebbers, Okan Kaya und Christian Keil mit dem praktischen Teil los. Die Container waren im Industriegebiet auf einem Parkplatz der Carl Zeiss AG aufgestellt. Leider war das Wetter sehr unbeständig, sodass immer wieder ungewollte Pausen eingelegt werden mussten, um die Regenschauer vorbeiziehen zu lassen.

Zuerst demonstrierte ein Ausbilder anhand einer kleinen Brennkammer, wie genau sich Feuer ausbreitet und welche Rauchschichten sich dabei bilden. Danach hieß es "ausrüsten und einsatzbereit machen", denn nun ging es in voller Montur und unter Atemschutz zur Wärmegewöhnung in den ersten Brandübungscontainer. Wobei man anstelle von Wärme besser von Hitze sprechen sollte, denn die Temperaturen am Helm können 300°C erreichen. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass hier nur ein kleines Feuer entzündet wurde. In echten Wohnungen ist die Brandlast oft viel höher und somit auch die Menge an Rauch und die Temperaturen. Während trockene Hitze der Uniform meist wenig ausmacht, zeigen sich die Schwachstellen, sobald man mit dem Löschen beginnt. Denn dann entsteht eine Menge Wasserdampf, der ungehindert durch die Kleidung kommt und zu Verbrühungen führen kann.

Am Nachmittag trainierten die Teilnehmer die Suche nach Personen in völlig verrauchten Räumen. Routiniert fanden und retteten sie eine erwachsene Person (eine 70 kg schweren Puppe) und ein Kleinkind. Zusätzlich hatten die Ausbilder in der nachgestellten Wohnung eine Gasflasche und einen Benzinkanister versteckt. Auch diese beiden Gefahrgutgegenstände konnten die Teilnehmer finden und ins Freie bringen. Nach jedem Durchgang gaben die Ausbilder Feedback zum Vorgehen und zeigten Verbesserungen auf. So ist es für jeden Truppführer im Inneneinsatz eine schwierige Abwägung, wie viel Zeit und Mühe für die Personensuche aufgewendet werden soll und ob durch ein schnelles Löschen des Feuers die Überlebenschance der Person nicht erhöht werden könnte.

Auch das Ausziehen der Uniform nach dem Einsatz will geübt sein. Ziel ist es, möglichst wenig giftige Partikel auf die Haut oder in die Lunge zu bekommen. Daher folgt das Ablegen der Einsatzuniform auch einem strikten Ablauf. Direkt nach dem Einsatz wird die Uniform abgeklopft, dann der Helm abgenommen und die Jacke geöffnet. Danach legt man das Atemschutzgerät ab, wobei die Maske angeschlossen bleibt. Nachdem auch die Einsatzjacke ausgezogen wurde, wird die Atemschutzmaske abgenommen. Somit bleibt man möglichst lange am Anschluss der Atemluftflasche und verhindert, schädliche Partikel einzuatmen.

Am späten Nachmittag hieß es dann für alle Teilnehmer: "Feuer schwarz". Die Ausbildung war beendet. Nach abschließender Manöverkritik blickten alle auf lehrreiche Stunden zurück. Natürlich bleibt aber immer die Hoffnung, dass man das Erlernte nie in der Praxis anwenden muss.