Wie man junge Erwachsene für die Feuerwehr begeistern kann

Feuerwehr Oberkochen präsentiert sich am Ernst-Abbe-Gymnasium

Dieses Jahr stellte sich die Freiwillige Feuerwehr Oberkochen wieder den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe des Ernst-Abbe-Gymnasiums vor. In einer interaktiven Vorstellung, gepaart mit Witz und Action, konnten die jungen Erwachsenen Einblicke in die Arbeit einer Freiwilligen Feuerwehr bekommen.  

Immer mehr Feuerwehren klagen über Nachwuchsmangel. Ganz vereinzelt werden sogar sogenannte Pflichtfeuerwehren eingerichtet, wenn sich keine Freiwilligen finden. Von diesem Szenario ist die Feuerwehr Oberkochen, mit aktuell 57 aktiven Mitgliedern, zum Glück weit entfernt. Jedoch müsse man in die Zukunft schauen, so Kommandant Bernd Betzler. „Die Demografie treffe auch die Feuerwehr hart und bei einer großen Auswahl an Vereinen werde es immer schwieriger, Menschen für ein Ehrenamt zu begeistern.“ In den nächsten Jahren werden viele aktive Feuerwehrmänner in die Altersabteilung wechseln. Der Nachschub aus der Jugendfeuerwehr ist zwar gut, aber nicht ausreichend, um rund um die Uhr eine schlagkräftige Mannschaft vorzuhalten. Schließlich darf man nicht vergessen, dass alle Mitglieder einem Beruf nachgehen und der Einsatzdienst freiwillig dazukommt.  

Damit die Feuerwehr Oberkochen auch weiterhin gut aufgestellt ist, hatte sie sich nun zum zweiten Mal den Schülerinnen und Schülern der elften und zwölften Klasse vorgestellt. Fünf Feuerwehrangehörige standen bereit. Durchs Programm führte Frank Ebbers, selbst ehemaliger Schüler am Ernst-Abbe-Gymnasium. So zeigte er seinen beruflichen Werdegang vom Gymnasium bis zu seiner Doktorarbeit auf. „Bei allen Bewerbungsgesprächen konnte ich durch meine ehrenamtliche Arbeit punkten“, bekräftigte er die Chancen, die mit dem Dienst bei der Feuerwehr einhergehen. Mit einer interaktiven und humorvollen Präsentation konnten die Zuhörer schnell gewonnen werden. Zu Beginn räumte man mit Klischees auf. „Ja, ab und zu muss wirklich eine Katze vom Baum gerettet werden.“ „Nein, wir sind keine reine Männertruppe. Wir können uns auf unsere 9 Feuerwehrfrauen verlassen.“ Dass die Feuerwehr für jeden eine passende Uniform hat, zeigte sich bei der Anprobe. Nur das Schuhebinden mit Feuerwehrhandschuhen gestaltete sich für den Schüler schwierig. Zur Uniform gehört natürlich das Atemschutzgerät. Hierzu stand eine kleine Rechenaufgabe auf dem Plan: Wie lange reicht die Atemluft, wenn pro Minute 20 bar verbraucht werden.  

„Die lockere und lustige Art, wie die Feuerwehr vorgestellt wurde, hat mich neugierig gemacht“ – Clarissa, 18 Jahre. 

Dann wurde es Zeit für etwas Action. Während selbst der stärkste Schüler ein Metallrohr nicht zerdrücken konnte, zeigte eine Schülerin, wie einfach dies mit dem hydraulischen Spreizer der Feuerwehr funktioniert. Dass ein Physik-Leistungskursler meinte, Hydraulik bedeute Luftdruckbetrieb, vergessen wir an der Stelle und klären auf: es ist Öl, das mit bis zu 700 bar Druck Metall leicht zerdrückt. Weiter ging es mit dem Ablauf eines typischen Einsatzes. Angenommen war ein PKW-Brand vor dem Gymnasium. Mit einer überraschenden Selbstverständlichkeit rief eine Schülerin daraufhin die 112 und übertrug via Mikrofon den Anruf an alle. Natürlich war der Anruf vorab mit der Leitstelle abgesprochen, sodass nur die Funkmeldeempfänger, welche zu Beginn zur Ansicht ausgeteilt wurden, “klingelten”.  

Das nächste Klingeln war die Schulglocke. Da zwei Stunden nicht genug sind, um die vielfältigen Aufgaben vorzustellen, lud die Feuerwehr interessierte Schülerinnen und Schüler für den nächsten Abend zu einer Übung ein. Clarissa und Anna standen am nächsten Tag für ihre erste kleine Löschübung bereit. Hier konnte das Fahrzeug samt Gerätschaften näher erkundet werden und sie machten erste Bekanntschaft mit dem Strahlrohr. Danach stand der Übungsdienst aller Aktiven an, bei dem die beiden „Neuen“ die Gefahren von Gasaustritten erfuhren.  

„Auf so einem Feuerwehrschlauch ist doch viel mehr Druck, als ich erwartet habe. Aber gemeinsam konnten wir den gut halten“ – Anna, 17 Jahre. 

Die breitangelegten Werbemaßnahmen der letzten Jahre haben Wirkung gezeigt. „2022 konnten wir eine Quereinsteigerin und ein ehemaliges Feuerwehrmitglied aus Karlsruhe für Oberkochen gewinnen“, so Andreas Pfeiffer, stellvertretender Kommandant. Wir hoffen, dass sich Clarissa und Anna ebenfalls für die Feuerwehr begeistern können.