Blaulicht und Martinhorn - Wie verhalte ich mich richtig?

Oftmals kommt es während einer Einsatzfahrt zu Reaktionen anderer Verkehrsteilnehmer, die in gewisser Weise verständlich sind, jedoch für die Fahrer von Einsatzfahrzeugen zu Problemen führen können. Sollten Sie in die - für viele ungewohnte - Situation kommen, dass sich Ihnen ein Einsatzfahrzeug mit Sondersignal nähert, so beachten Sie bitte folgende Punkte. Sie gewährleisten damit Ihre und unsere Sicherheit. Vielen Dank!

Der wichtigste Punkt lautet grundsätzlich: Bewahren Sie Ruhe und vermeiden Sie hektische Fahrmanöver.

Innerhalb geschlossener Ortschaften

  • Langsamer werden und so weit wie möglich rechts fahren. Benutzen Sie ggf. auch den Gehweg. Gefährden Sie aber keine anderen Verkehrsteilnehmer, z. B. Fußgänger. Unternehmen Sie keine hektischen Bremsmanöver, die den Fahrer des Einsatzfahrzeuges ebenfalls zum starken Abbremsen oder zum ruckartigen Ausweichen zwingen würden.
  • Stoppen Sie ihren Pkw erst dann möglichst weit rechts, wenn Sie die Einsatzfahrzeuge nicht mehr behindern (insbesondere auch bei Gegenverkehr, im Kurvenbereich oder bei parkenden Fahrzeugen).
  • Lassen Sie die Einsatzfahrzeuge passieren. Achtung: Meist folgen dem ersten Fahrzeug noch weitere. Rechnen Sie daher mit weiteren Einsatzfahrzeugen.
  • Beobachten Sie den Verkehr im Rückspiegel, bevor Sie weiterfahren.
  • Fahren Sie nicht in eine Kreuzung ein, wenn Sie dadurch ein Einsatzfahrzeug behindern würden.
  • Stehen Sie an einer roten Ampel und hinter Ihnen kommt ein Einsatzfahrzeug, schaffen Sie diesem und dem nachfolgenden Verkehr Platz, indem Sie langsam und vorsichtig ohne andere zu gefährden in die Kreuzung einfahren und dann eventuell rechts abbiegen (geringste Gefahr). Halten Sie dann am Straßenrand. Benutzen Sie notfalls eine Verkehrsinsel zum Ausweichen. Lassen sie die Einsatzfahrzeuge passieren. Achtung: Es ist möglich, dass die anderen Verkehrsteilnehmer das Einsatzfahrzeug noch nicht bemerkt haben und auf Ihre richtige Reaktion nicht gefasst sind!
  • Überholen Sie keine langsam fahrenden Einsatzfahrzeuge. Sie könnten dabei in eine Unfallstelle fahren oder die Einsatzfahrzeuge könnten unvermittelt ihre Fahrtrichtung ändern. Halten Sie daher immer genügend Abstand zu Einsatzfahrzeugen.

Was viele nicht wissen: Werden Sie an einer roten Ampel "geblitzt" weil Sie einem Einsatzfahrzeug Platz machen, werden Sie für diesen Rotlichtverstoß in der Regel nicht belangt, solange kein Unfall geschieht und Sie niemanden gefährden. Wenn möglich, notieren Sie das Kennzeichen des Einsatzfahrzeugs und melden Sie sich direkt bei der zuständigen Behörde (Ordnungsamt oder Bußgeldstelle der Stadt), sodass bestenfalls Bußgeld und Fahrverbot gar nicht erst ausgesprochen werden. In den meisten Fällen wird nach Ihnen auch das Einsatzfahrzeug "geblitzt" werden und Ihr Verstoß wird direkt aussortiert.

Bild von Rico Löb auf Pixabay

Außerhalb geschlossener Ortschaften

Beachten Sie außerorts auf Straßen mit je einer Richtungsfahrbahn - z. B. Landes- oder Bundesstraßen - folgende Regeln:

  • Reduzieren Sie ihre Geschwindigkeit langsam und fahren Sie so weit rechts wie möglich.
  • Lassen Sie die Einsatzfahrzeuge passieren. Achtung: Auch hier können dem ersten Fahrzeug weitere folgen!
  • Bei viel Gegenverkehr oder enger Fahrbahn kann es manchmal sinnvoller sein, die Straße an der nächsten Ausfahrt bzw. Abzweigung verlassen. Pkws sind meist schneller als große Feuerwehrfahrzeuge. Wenn die nächste Ausfahrt in Sicht ist und sich kein Rückstau gebildet hat, geben Sie kurz etwas Gas und verlassen Sie die Hauptstraße. Halten Sie dann am Straßenrand, falls das Einsatzfahrzeug an dieser Stelle ebenfalls die Straße verlässt.

Auf mehrspurigen Straßen und auf der Autobahn

Auf Straßen mit mehreren Fahrspuren je Richtung gilt grundsätzlich, dass eine Rettungsgasse zu bilden ist. Für diese gilt folgendes:

  • Bilden Sie eine Rettungsgasse für die Einsatzfahrzeuge! Einfache Merkregel: "Linke Spur nach links, alle anderen nach rechts." Die Rettungsgasse wird somit immer zwischen den beiden äußeren linken Fahrbahnen gebildet.
  • Bedenken Sie, dass durch diese Gasse ein Feuerwehrfahrzeug mit der Breite eines normalen Lkws fahren muss.
  • Schließen Sie die Gasse nicht, solange der Verkehr noch steht oder stockt. Es können weitere Einsatzfahrzeuge folgen.
  • Vermeiden Sie Spurwechsel, wenn dadurch die Rettungsgasse blockiert werden könnte.
  • Blockieren Sie nie den Seitenstreifen. Dieser kann von den Einsatzfahrzeugen ebenfalls benutzt werden. Dieser Streifen muss immer freigehalten werden, auch und vor allem bei Stau!
  • Bleiben Sie wenn möglich in Ihren Fahrzeugen und halten Sie die Türen geschlossen, um sich selbst und anfahrende Rettungskräfte nicht zu gefährden.
  • Das Betreten der Autobahn ist zunächst einmal verboten (§ 18 Abs. 9 Satz 1 StVO, https://dejure.org/gesetze/StVO/18.html#Abs9:S1) und nur zur Absicherung einer Unfallstelle bzw. um Erste Hilfe zu leisten erlaubt. Zuwiderhandlungen können mit 10 € Bußgeld bestraft werden. Auch bei einer Vollsperrung durch die Polizei gilt dieses Betretungsverbot - allerdings sehen die Beamten meist von einer Strafe ab, wenn niemand gefährdet oder behindert wird.

Richtiges Bilden der Rettungsgasse: Die Fahrzeuge auf der linken Spur fahren so weit wie möglich links, alle anderen Spuren fahren so weit wie möglich rechts. Achtung: Der Stand-/Seitenstreifen muss dennoch frei und für Rettungsfahrzeuge befahrbar bleiben!

Bildquelle: Von Partynia - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Bild 1, Bild 2, Bild 3

Parken und halten

Stellen Sie ihr Fahrzeug immer so ab, dass Einsatzfahrzeuge ungehindert passieren können. Parken Sie nicht in Rettungszufahrten oder auf Schachthydranten in der Straße.

Laut StVO in Verbindung mit der Rechtsprechung muss beim Parken mindestens ein 3,05 Meter breiter Fahrstreifen immer frei bleiben! Denken Sie daran, dass Feuerwehrfahrzeuge wie andere Fahrzeuge auch nach StVZO eine maximale Breite von 2,55 Metern haben dürfen. Üblicherweise werden für die Durchfahrt von Abstand von 50 cm als Mindestmaß angesehen. Beachten Sie insbesondere im Kurvenbereich und bei abwechselndem Parken an beiden Straßenrändern, dass die Durchfahrt auch mit einem langen Fahrzeug wie bspw. einer Drehleiter möglich sein muss.

Achten Sie immer auf eventuell vorhandene Hinweisschilder, welche Halten und/oder Parken einschränken.